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Baseball: Die Blue Jays spielen um Kanadas Ehre

Die Baseball-Saison geht zu Ende. Die Boston Red Sox und die Cardinals aus St. Louis stehen im Finale der World Series, in wenigen Tagen steht fest, welches Team das beste ist in Nordamerika. Für mich ein willkommener Anlass, um über die Blue Jays zu berichten – die tragischen Baseball-Helden Kanadas.

Blaujays Title

In letzter Sekunde: Jose Reyes von den Blue Jays (im roten Trikot von Team Canada) schlittert in die zweite Base.

In den meisten europäischen Ländern ist Fußball Nationalsport. In Kanada spielt Eishockey die wichtigere Rolle, neben Lacrosse der Nationalsport des Landes. Viele kanadische Jungs träumen von einer Eishockey-Karriere: Wer als Spieler in einem Jugendteam glänzt, auf den warten auf nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch lukrative Verträge in der National Hockey League (NHL) und in Teams auf der ganzen Welt.

In ganz Kanada fiebern die Fans mit den Blue Jays

Verglichen mit Eishockey ist Baseball eher ein Randsport in Kanada. Lediglich eine kanadische Mannschaft spielt in der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB): Die Toronto Blue Jays. Die Blue Jays verteidigen die kanadische Ehre gegen die übermächtigen Teams aus den USA, wie etwa gegen die New York Yankees. Sie haben eine große Fangemeinde im ganzen Land.

1992 und 1993 haben die Blue Jays sogar die World Series gewonnen. In Toronto ist das Logo mit dem blauen Vogel überall präsent – auf T-Shirts, Kappen und Plakaten. Das Rogers Stadion, das 46 000 Fans aufnehmen kann, ist bei vielen Spielen voll.

Im Gegensatz zu Fußball oder Eishockey ist Baseball langwierig und bietet wenig Action. Ein eingefleischter Fußball-Fan schläft in der ersten Stunde eines Baseballmatches ein: Da gibt es keine Fouls, die Schiedsrichterentscheidungen sind meist fair und die Fans hauen sich nicht gegenseitig auf die Fresse – na, ja, zumindest nicht so oft wie beim Fußball.

Battle Field

Baseball kann so spannend wie ein Duell sein

Da steht ein Spieler mit einem Knüppel in seinen Händen am Rand des Spielfelds. Er wartet darauf, dass ihm ein gegnerischer Spieler einen Ball zuwirft. Kommt der Ball angesaust, drischt er ihn mit seinem Knüppel so weit wie möglich übers Feld… Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstanden habe, was bei einem Baseball-Spiel tatsächlich passiert.

Meine Leidenschaft für Baseball war aber schnell geweckt: Wenn sich Pitcher und Batter gegenüber stehen und zehntausende Zuschauer darauf warten, dass einer der beiden einen kleinen Fehler macht, dann ist das so spannend wie ein Duell mit scharfen Pistolen.

Während im Fußball und Eishockey Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer gefragt sind, braucht ein Baseballspieler vor allem Konzentration. Sowohl Pitcher als auch Batter müssen extrem fokussiert sein, schon minimale Abweichungen in der Flugbahn eines Balles können entscheidend sein.

Im Zentrum: Die Leistung jedes einzelnen Spielers

Außerdem stehen der einzelne Spieler und seine Fähigkeiten viel stärker im Zentrum des Geschehens als beim Fußball. Auf dem Feld kann ein Baseballspieler seine Tagesform nicht verbergen, das Publikum sieht jeden Fehler.

Aus diesem Grund ist Baseball bei Statistikern sehr beliebt: Anhand der Spieler-Statistiken kann der Erfolg eines Teams berechnet werden. Das hat der Manager Billy Beane 2002 eindrücklich gezeigt: Er führte die Oakland Athletics zum Erfolg, indem er seine Mannschaft nach statistischen Modellen zusammenstellte und spielen ließ. Hollywood hat Beanes Geschichte in Moneyball verfilmt mit Brad Pitt in der Hauptrolle.

Trotz aller Analysen: Baseball ist sehr emotional. Die Fans feiern und leiden mit ihren Teams. Bei den Blue Jays spielt zudem der Nationalstolz eine Rolle, auf dem Spielfeld wird die Ehre Kanadas gegen den großen Bruder USA verteidigt.

Zu Beginn der Saison waren die Erwartungen an die Blue Jays groß. Der Verein hatte einige talentierte Spieler gekauft, die Fans träumten von den World Series. Daraus wurde nichts: Einige der Einkäufe spielten weit unter ihrem Niveau und die Blue Jays landeten schließlich auf dem letzten Gruppenplatz.

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Ein paar Spieler konnten ihren Platz in den Fan-Herzen festigen:

Jose Bautista – zweifellos der Star der Blue Jays – hat einen meisterhaften Schlagarm und wird von den gegnerischen Teams für seine Home Runs gefürchtet. Wenn der 33-Jährige das Spielfeld betritt, dann johlen die Fans. Leider hat der legendäre Batter aus der Dominikanischen Republik immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Er schied auch in dieser Saison frühzeitig wegen einer Hüftverletzung aus.

Adam Lind spielt besonnen und unaufgeregt. Der 30-jährige Batter macht keine große Show, im Rummel um andere Spieler geht er auf dem Spielfeld etwas unter. Anfang der Saison stand Lind noch auf der Abschussliste der Jays, er spielte dieses Jahr sozusagen um seine Vertragsverlängerung – mit Erfolg. Nun, am Ende der Saison, hat er die beste Bilanz von allen Battern der Mannschaft.

R.A. Dickey ist mit seinen 38 Jahren ein alter Hase und eine herausragende Persönlichkeit im nordamerikanischen Baseball. Als Pitcher beherrscht Dickey den „Knuckleball“, eine spezielle Wurftechnik, die gegnerische Batter verzweifeln lässt. Auch außerhalb des Spielfelds macht Dickey von sich Reden: Er ist ein leidenschaftlicher Kletterer, engagiert sich für Menschenrechte und hat eine Autobiografie geschrieben, in der er schildert, wie er als Kind missbraucht wurde.

Der 23-jährige Brett Lawrie ist berühmt berüchtigt für sein Temperament. Der gebürtige Kanadier entspricht dem Bild des jungen Wilden, seine beiden Arme sind übersät mit Tattoos und er zerbricht hin und wieder wütend seinen Baseballschläger. Lawrie ist ein leidenschaftlicher Base Stealer, das heißt er rennt vom Pitcher unbemerkt zur nächsten Base und verschafft den Blue Jays einen Vorteil. Die Fans lieben ihn dafür. Außerdem spielt Brett Lawrie im kanadischen Nationalteam.

Auch wenn Munenori Kawasaki nicht regulär bei den Blue Jays in der Major League mitspielt – er springt hin und wieder für verletzte Spieler ein – gilt er als Liebling der Blue-Jay-Fans. Im Juni hat er seinen ersten Homerun für die Blue Jays geschlagen und sich wie ein Schneekönig darüber gefreut. Legendär sind Kawasakis lustige Interviews. Da er nicht sonderlich gut Englisch versteht, braucht er einen Dolmetscher. Manchmal gibt er auch eine direkte Antwort. Auf die Frage, welche Message er nach den Blue-Jay-Spielen für die Fans hat, erwiderte er: „Ich habe Hunger!“ (siehe Videointerview vom 25. Juni 2013, ab 00:58).

Despite it’s grey skyline: Toronto is a city of trees

At first glance, Toronto seems to be rather grey – especially because of the traffic which rolls continuously through it’s streets. At second glance you can see, Toronto also provides a lot of green spaces.

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The first time I arrived in Toronto I was shocked: The city didn’t meet the expectations I had of Canada. The highway upon which we entered the city had twelve lanes of traffic and the skyline, made of glass, chrome and cement, was twinkling aggressively in the evening sun. We drove several kilometres on Yonge Street, passing apartment blocks, pubs and hundreds of small shops.

We live on Yonge Street and the traffic flows in front of our windows 24 hours a day. After living here for three months I still haven’t adjusted to the noise and the dust the cars produce. Fortunately, from here it’s just a few steps to the next green and quiet spots.

Toronto is green aside the main streets

Even if it’s not obvious at first glance, nature has a significant value in Toronto. Almost forty per cent of the city is covered with trees, bushes and grass. Many of the side streets lead in shady residential areas, with gardens and trees growing in front of the houses.

This concept shapes Toronto: The main streets are busy, and the traffic flows as slowly as molasses. Indeed, if you turn onto a side street you find yourself in a quiet residential area with small houses, gardens and trees along the street. Unfortunately, to live there you must have a good salary. In some fancier areas, such as Rosedale which is around the corner, a modest house costs at least a million dollars.

You’ll find nature just a few steps further down

The city left streams, rivers and ravines to their own resources or recultivated them. A few steps from our apartment there is a trail that leads to a ravine. If I walk down there, the big city is out of sight and out of sound – it feels like I am walking in the German Black Forest. After walking for an hour, I arrive at the Don River Valley which leads down to the lakeshore.

Both big rivers in Toronto, the Don River and the Humber River, flow through the heart of the city, embedded in green valleys. Along the river beds grow trees like the Staghorn Sumac, a native tree which is well known for it’s beautiful ruby colored blossoms. The water of the Humber River is clear and families picnic at the river’s shore. There’s also the opportunity to rent a canoe to paddle down to the lake.

Lake Ontario is a destination for people who need a break from the big city’s rush. Bike trails and boardwalks go along the shore for kilometers. If you don’t have your own yacht or sailboat in the harbour, you can also explore the coastline with a rented sea kayak. Many people expect Lake Ontario is very dirty and polluted by the city’s waste and sewage water. Toronto’s beaches are actually awarded with Blue Flags – an international standard for cleanliness and sustainable management.

Some days ago the Canadian newspaper Globe and Mail published an article saying fishing at the Toronto’s harbourfront is healthy and you can catch proper sport fish. However, not everybody is convinced: a friend of mine told me he noticed a lot of garbage on the when he was swimming at the Islands.

Birds rule the rubble on the shore

Toronto has many public parks. High Park, in the west end, is one of the most beautiful. It has almost 160 hectares and extends down to the lake. Besides many playgrounds and recreation facilities, the park has a small zoo and in summer theatre lovers visit the High Park Amphitheatre, where performances take place in the evening.

In my opinion, the green highlights of the city are the Tommy Thompson Park and the Toronto Islands. Actually at Tommy Thompson Park trucks unloaded stones, diggings and rubble for decades. Over the years a small peninsula developed on which rare plants, birds, butterflies, snakes and rabbits found a new home. Today it is called “Toronto’s urban wilderness”.

Nowhere in Toronto live more birds than in Tommy Thompson Park. It is said that about 300 different bird species visit the peninsula every year, some of them stay the whole year. If I bike down the park – one of my favourite routes ends there – I startle finks and Canadian geese that glance at me with irritation.

The Islands are a popular place of family excursions, I’ll write about them in detail in a following post.

More about Toronto’s nature

Toronto’s weekly newspaper NOW dedicated some articles to the ravines and valleys of the city:

10 things you didn’t know about Toronto’s river valleys

Ravine city

Ravine secrets

Trotz Betonskyline: Toronto ist die Stadt der Bäume

Toronto wirkt auf den ersten Blick ziemlich grau – nicht zuletzt aufgrund des Verkehrs, der sich unentwegt durch die Straßen wälzt. Erst auf den zweiten Blick zeigt sich, dass die Stadt viel Natur bietet.

Als ich das erste Mal in Toronto ankam, war ich geschockt: Diese Stadt entsprach überhaupt nicht meinen Erwartungen von Kanada. Der Highway, über den wir die Stadt erreichten, war zwölfspurig und in der Abendsonne glitzerte Torontos Skyline aus Glas, Chrom und Beton. Auf der Yonge Street fuhren wir schnurgerade und kilometerlang in die Stadt hinein, vorbei an Wohnblöcken, Pubs und an hunderten kleinen Läden.

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Unsere Wohnung liegt direkt an der Yonge Street, der Verkehr strömt 24 Stunden an unseren Fenstern vorbei. Es fällt mir bis heute schwer, ihn zu ignorieren. Glücklicherweise bin ich zu Fuß innerhalb weniger Minuten mitten in der Natur.

Abseits der Hauptstraßen ist Toronto sehr grün

Auch wenn es nicht sofort ins Auge sticht: Die Natur hat einen hohen Stellenwert in Toronto. Auf fast vierzig Prozent der Stadtfläche wachsen Bäume, Büsche und Gras. Viele der Seitenstraßen der Yonge Street führen direkt in schattige Wohnviertel. Dort stehen Bäume vor den Einfamilienhäusern und die Anwesen haben Gärten.

Dieses Konzept prägt ganz Toronto: An den Hauptverkehrsadern ist es geschäftig, der Verkehr fließt zäh und lautstark, Läden und Restaurants säumen die Straßen. Wer aber in eine Seitenstraße abbiegt, der ist sofort in einem Wohnviertel mit kleinen Häuschen und viel Grün. Ich muss zugegeben, wer nahe der Innenstadt ein Haus kaufen will, der muss ordentlich Geld haben. In noblen Wohnvierteln, wie etwa in Rosedale bei mir um die Ecke, kostet ein Einfamilienhaus locker eine Million kanadische Dollar.

Die wilde Natur ist nur wenige Schritte entfernt

Die Stadt hat Bäche und Flüsse sich selbst überlassen oder in den letzten Jahren renaturiert. Wenige Schritte von unserem Apartment entfernt führt ein Pfad in eine Schlucht. Wenn ich dort hinuntersteige, dann verschwindet die Großstadt aus meinem Blick und es kommt mir so vor, als würde ich im Schwarzwald oder in der Fränkischen Schweiz spazieren gehen. Nach etwa einer Stunde Marsch komme ich zum Don River, der zum Ontario-See hinab fließt.

Sowohl der Don River als auch der Humber River, die beiden großen Flüsse in Toronto, liegen eingebettet im Grünen. Wild wachsen hier exotische Bäume wie der Staghorn Sumac mit seinen weinroten Blüten. Vor allem das Wasser des Humber Rivers ist sehr klar. An seinem Ufer gibt es viele grüne Flächen, auf denen Familien picknicken und Kinder spielen. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich ein Kanu auszuleihen und den Humber River bis zur Mündung hinunter zu paddeln.

Auch der Ontario-See ist ein Ziel für diejenigen, die eine Pause vom Großstadtrummel brauchen. Kilometerlang führen Rad- und Fußwege am Ufer entlang. Wer keine eigene Yacht oder ein Segelboot im Hafen liegen hat, der kann mit einem Seekajak die Küste erkunden. Entgegen der Vorstellung, dass der Ontario-See durch die große Stadt sehr verschmutzt ist, wehen an den Sandstränden Blaue Flaggen – ein internationaler Maßstab für Sauberkeit und nachhaltiges Umweltmanagement.

Wer Fische im See vor Toronto fängt, der kann diese ohne Bedenken essen, hieß es in der Tageszeitung The Globe and Mail vor wenigen Tagen. Na, ja, nicht alle teilen diesen Enthusiasmus: Ein Freund gestand mir, dass er beim Schwimmen eine Menge Müll auf dem Grund des Sees gesehen hat.

Vögel herrschen über den Bauschutt an der Küste

Toronto hat zudem viele öffentliche Parks. Der High Park im Westen der Stadt gehört zu den schönsten. Er ist rund 160 Hektar groß und erstreckt sich bis hinunter zum See. Neben vielen Spiel- und Sportflächen hat der Park einen kleinen Zoo und im Sommer strömen die Theaterfreaks abends zur Freilichtbühne, wie etwa dieses Jahr zu einer Macbeth-Inszenierung.

Die grünen Highlights der Stadt sind für mich der Tommy Thompson Park und die Toronto Islands. Der Tommy Thompson Park ist genau genommen eine Schutthalde, seit Jahrzehnten laden Lastwagen Aushub und Steine dort ab. Im Laufe der Zeit ist eine Halbinsel gewachsen auf der seltene Pflanzen, Vögel, Schmetterlinge, Schlangen und Kaninchen eine neue Heimat gefunden haben.

Nirgendwo in Toronto gibt es so viele Vögel wie im Tommy Thompson Park. Rund 300 verschiedene Vogelarten sollen dort leben. Wenn ich abends mit dem Rennrad auf der Halbinsel unterwegs bin – hier endet eine meiner Lieblingsstrecken – dann scheuche ich Finken auf, die in Pfützen baden, und ziehe die irritierten Blicke kanadischer Wildgänse auf mich.

Die Inseln vor Toronto sind ein beliebtes Ausflugsziel. Über sie berichte ich ausführlich in einem kommenden Post.

Weitere Artikel über Torontos Natur:

Die Szene-Zeitung NOW hat Torontos Schluchten und Flusstälern ein paar schöne Artikel gewidmet:

10 things you didn’t know about Toronto’s river valleys

Ravine city

Ravine secrets